Erfahrung, Bauchgefühl und Sorgen – du bist nicht allein
Vielleicht kennst du das auch: Du sitzt mit deinem Kind am Tisch, die Hausaufgaben sind eine kleine (oder große) Geduldsprobe – schon wieder Buchstabendreher, das Lesen dauert ewig und irgendwie läuft das alles viel holpriger ab als bei den Kindern im Freundeskreis. Du fragst dich, ob das einfach “so eine Phase” ist, ob mehr Übung hilft oder ob da doch etwas Tieferliegendes dahintersteckt. Das Gefühl, dass irgendetwas nicht rund ist, lässt dich nicht los. Weißt du was? Genau dieses Gespür ist oft der allererste und wichtigste Schritt, um deinem Kind zu helfen! Es braucht Mut, hinzusehen und Fragen zu stellen – und darum bist du genau hier richtig.
Woran erkenne ich als Elternteil eine Lese-Rechtschreib-Schwäche?
Eine Lese-Rechtschreib-Schwäche zeigt sich nicht immer auf den ersten Blick und jedes Kind ist einzigartig. Aber es gibt einige typische Anzeichen, die dir als Mama oder Papa auffallen können, selbst im Alltag, ganz ohne Schulpsychologie im Hinterkopf. Zum Beispiel:
- Dein Kind liest Texte zwar laut, aber stockend oder sehr langsam – einzelne Wörter werden “erraten” oder geraten durcheinander.
- Immer wieder schleichen sich Buchstabendreher ein: aus „Brot“ wird plötzlich „Boot“ oder umgekehrt.
- Beim Schreiben gehen Buchstaben oder sogar ganze Silben verloren – plötzlich heißt der Schmetterling nur noch „Schmetling“.
- Buchstaben, die ähnlich aussehen oder klingen, werden oft verwechselt (d/b, p/q, g/k, oder auch e/i).
- Hausaufgaben im Fach Deutsch sind für dein Kind viel aufwendiger und kosten deutlich mehr Kraft als zum Beispiel Mathe.
- Vielleicht reagiert dein Kind schon auf einen neuen Lesetext mit Widerwillen, wirkt traurig oder wütend, weil Lesen eben immer Frust bedeutet.
- Diktate? Ein großes Drama – und egal, wie viel ihr übt, es scheint einfach nicht “klick” zu machen.
Aus dem Alltag: Stell dir vor, wie dein Kind voller Eifer seine Geschichte zu Papier bringt, aber als du liest, sind die Sätze kaum verständlich und die Buchstaben tanzen chaotisch durcheinander. Oder beim Vorlesen schlägt es vor, dass du heute liest – es windet sich, sucht Ausreden, will vielleicht sogar plötzlich ganz dringend seine Spielsachen aufräumen (heißt übersetzt: “Oh bitte, keine Lesestunde heute!”). All das können, müssen aber keine Anzeichen für LRS oder Legasthenie sein – es ist ein bunter Strauß an Hinweisen, der dich aufmerksam werden lassen sollte.
Handlungsmöglichkeiten: Was kannst du tun?
Jetzt ist nicht die Zeit, sich Vorwürfe zu machen oder deinem Kind die Freude am Lernen zu nehmen. Stell dir vor, dein Kind hat jahrelang mit einer Brille rumlaufen sollen, obwohl es schlecht sieht! Mit den richtigen Schritten kann Schule wieder zu einem Ort der Freude werden, das verspreche ich dir.
- Sanfte Beobachtung
Behalte dein Kind im Alltag im Auge, aber ohne Druck. Bemerkst du Auffälligkeiten beim Lesen oder Schreiben, notiere sie dir. Oft helfen kleine Beobachtungstagebücher, um Muster zu erkennen – zum Beispiel: “Franzi hat heute das Wort ‘Tisch’ falsch geschrieben, obwohl sie sich eigentlich vorgenommen hatte, genauer aufzupassen.” Nimm solche Beobachtungen ernst, aber bewerte sie nicht sofort. - Offene Kommunikation
Sprich mit deinem Kind darüber, wie es ihm beim Lesen und Schreiben geht. Frag ruhig: “Fällt dir das schwer?” oder “Wie fühlst du dich, wenn du lernen musst?” Manchmal öffnen Kinder sich unerwartet, wenn sie merken, dass du auf ihrer Seite bist. - Regelmäßige Gespräche mit Lehrkräften
Niemand kennt die schulische Entwicklung deines Kindes so gut wie seine Deutschlehrerin oder der Klassenlehrer. Trau dich, das Thema offen anzusprechen: “Wie erleben Sie mein Kind im Deutschunterricht? Kommt es häufiger zu Vertauschungen oder Unsicherheiten?” Lehrkräfte haben oftmals schon ein geschultes Auge und können dich bestätigen oder beruhigen.
Wann brauchst du professionelle Unterstützung?
Oft entstehen Unsicherheiten: Werde ich übervorsichtig? Oder wartet man viel zu lange? – Vertrau deinem Bauchgefühl! Wenn du über mehrere Monate hinweg feststellst, dass dein Kind trotz Übung keine Fortschritte macht und Lesen sowie Schreiben immer wieder für Streit, Tränen oder Rückzug sorgen, ist es Zeit, nach Hilfe zu schauen.
Eine gute Möglichkeit ist ein erster Test auf LRS oder Legasthenie – zum Beispiel durch spezialisierte Fachkräfte, Legasthenietrainer:innen oder in deiner lerntherapeutischen Praxis (so wie bei mir!). Professionelle Diagnosen bringen Licht ins Dunkel: Sie schaffen Klarheit, nehmen Druck und eröffnen schon bald neue Wege.
Und keine Sorge, du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Viele Eltern sind vor dir genau diesen Schritt gegangen und waren danach erleichtert, endlich zu wissen, wie sie ihr Kind gezielter stärken können.
Tipps für den Alltag – der Mut, es gemeinsam anzugehen
Hier ein paar kleine Ideen und Mutmacher für Zuhause:
- Mach Lesezeiten zu Kuschelzeiten: Setzt euch gemütlich zusammen, lest abwechselnd oder sucht Bücher aus, bei denen sich dein Kind nicht “abgefragt” fühlt.
- Lobe Fortschritte, selbst wenn sie noch so klein sind: “Heute hast du das Wort ‘Haus’ ganz richtig geschrieben – klasse!”
- Lass Sing- oder Reimspiele wieder aufleben – sie fördern das Sprachgefühl und machen Spaß.
- Nimm Hilfe an, wenn du merkst, dass es allein nicht mehr weitergeht – Beratung durch eine Legasthenietrainerin oder einen Lerndidaktiker ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck deiner Liebe!
Am Ende zählt, dass du dein Kind begleitest und ihm zuhörst, anstatt den Frust hinunterzuschlucken.
Jede Schwäche ist auch eine Chance auf einen ganz persönlichen Erfolg – und manchmal braucht man einfach jemanden, der liebevoll anstupst und ein Stückchen auf dem Weg begleitet.
Ihr seid schon auf einem super Weg – der erste Schritt ist getan.
Bleib neugierig, offen und einfühlsam. Gemeinsam schafft ihr das!
💫 Wenn du dir dabei Unterstützung wünschst, informiere dich gerne über meine Lerntherapie- und Förderangeboteauf www.lerndichstark.de.
Dort findest du individuelle Wege, wie dein Kind mit Freude, Mut und neuen Strategien lernen kann.
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